Das Übermitteln von personenbezogenen Daten in Drittländer ist nicht per se verboten. Allerdings gibt es erhebliche Anforderungen an den Datenschutz, die erfüllt werden müssen. Bis vor wenigen Jahren stellte das «Privacy Shield»-Abkommen zwischen den USA und der EU sicher, dass diese Anforderungen erfüllt werden.
Im sogenannten Schrems II-Urteil erklärte der EuGH jedoch das Datenschutzabkommen «Privacy Shield» zwischen der EU und den USA für ungültig. Da Google ein US-amerikanisches Unternehmen ist und Google Analytics Daten von EU-Bürgern in den USA verarbeitet, ist die Nutzung der beliebten Web-Analytics-Lösung seither mit Risiken verbunden. Lesen Sie dazu auch unseren Blog-Beitrag zum Thema.
Die Suche nach Alternativen
In diesem Beitrag befassen wir uns mit Alternativen zu Google Analytics und werfen auch gleich noch einen Blick auf andere Lösungen, die nicht in den USA oder von amerikanischen Unternehmen betrieben werden.
Disclaimer: Unsere Vorschläge sind nicht wertneutral. Als Dienstleister, der sich auf Open Source Lösungen spezialisiert hat, werden wir konsequenterweise den Schwerpunkt auf offene Software legen. Wir erheben also keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Neutralität. Wir sind aber überzeugt, dass die vorgeschlagenen Lösungen echte Alternativen sind.
Datenschutzfreundliche Alternativen zu Google Analytics
Matomo
- Matomo (früher Piwik) ist eine Open Source Webanalyse-Plattform, die vollständige Kontrolle über die erhobenen Daten bietet. Da sie auf Ihrem eigenen Server gehostet werden kann, bleiben alle Daten in Ihrer Hand und werden nicht mit Dritten geteilt. Somit ist Matomo DSGVO-und CH-DSG-konform und hält die strengen Datenschutzanforderungen der EU und Schweiz ein.
- Ein grosser Vorteil ist sie Anpassungsfähigkeit: Als Open Source Tool ist Matomo hochgradig anpassbar. Sie können das Tool an Ihre spezifischen Bedürfnisse anpassen und nur die Funktionen verwenden, die für Sie relevant sind. Darüber hinaus können Sie durch die Installation von Plugins zusätzliche Funktionen hinzufügen.
- Snowflake setzt Matomo bereits seit rund 14 Jahren erfolgreich für zahlreiche Kund:innen ein. Natürlich ist die Verflechtung von Google Ads, Google Search Console und anderen Google Tools mit Google Analytics unschlagbar. Klicks auf Google Ads können allerdings recht einfach in Matomo ausgelesen werden. Schwieriger wird es, wenn die Daten aus Matomo an Google Ads gesandt werden sollen. Dank Open Source ist auch das inzwischen möglich.
Open Web Analytics
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Wenn es um Open Source Webanalysetools geht, ist Open Web Analytics sicherlich ein starker Konkurrent von Matomo und kann in wenigen Bereichen Google Analytics übertreffen oder zumindest gleichwertig sein. Neben den einfach gehaltenen Funktionen für Analyse und Berichterstattung bietet Open Web Analytics einige spezielle Features, die besonders hervorstechen. Es verfolgt beispielsweise, an welchen Stellen und auf welche Elemente einer Seite Besucher klicken (DOM Clicks). Dies ermöglicht eine detaillierte Analyse des Nutzerverhaltens. Des Weiteren bietet Open Web Analytics sogenannte Heatmaps an. Mit diesen lassen sich Bereiche auf einer Webseite visualisieren, mit denen die Nutzer am meisten interagieren. So kann man auf einen Blick erkennen, welche Teile der Seite besonders attraktiv für Besucher sind.
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Open Web Analytics wird auch auf dem Server installiert und ist somit aus Datenschutz-Sicht sicher unkompliziert. Nachteil von OWA ist, dass die Community eher klein ist und somit Support und Weiterentwicklung nicht so schnell vorangehen.
AWStats
- AWStats ist ein Open Source Tool zur Analyse von Log-Dateien. Es ist speziell darauf ausgelegt, die Verwendung von Web-, Streaming-, FTP- oder Mailserver-Logdateien zu analysieren. Das Tool ist nicht für die detaillierte Analyse von Benutzerverhalten oder Conversion-Tracking nutzbar, da es nur Log-Dateien auswertet.
- Wer es gerne nostalgisch mag und keine grossen Ansprüche an ein Analyse-Tool hat, ist mit AWStats bestens bedient. Das Interface sieht seit 20 Jahren noch immer ziemlich gleich aus (ja, ja, ich kann mich noch an die Version 1.0 erinnern...). Visuell vielleicht nicht gerade eine Augenweide, aber für (einfache) Analysen der Zugriffe durchaus ein valabler Kandidat. V.a. unter dem Aspekt, dass das Schreiben von Log-Dateien per se keine datenschutzrechtliche Hürde darstellen kann (IP anonymisieren!).
etracker
- Eines der Hauptmerkmale der kommerziellen Lösung etracker ist sein Engagement für Datenschutz und Compliance. Das Unternehmen legt Wert auf datenschutzfreundliche Praktiken und ist konform mit der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der EU. Daher ist etracker eine geeignete Wahl für Unternehmen, die in der EU tätig sind oder personenbezogene Daten von EU-Bürgern verarbeiten.
- Die Analyse-Oberfläche ist hübsch und recht intuitiv zu bedienen.
- Im Gegensatz zu Open Source Lösungen kann diese Lösung nur als SaaS genutzt werden. Die Kosten sind transparent (verschiedene Pakete ab 9 EUR/Mt.) und für kleinere Websites verkraftbar. Zu bedenken ist, dass auch Open Source Lösungen nicht kostenlos betrieben werden können (Speicherplatz, Updates etc.). Wir halten etracker daher für eine interessante Alternative zu Google Analytic
Sie sehen, neben Google Analytics gibt es eine ganze Reihe kommerzieller und quelloffener Alternativen - und die Zusammenstellung oben ist bei weitem nicht abschliessend. Doch wie sieht es mit anderen Marketing-Tools aus? Gibt es auch Alternativen zum beliebten Mailchimp und wie sieht es mit der Marketing Automation aus?
Wir werfen auch da einen kurzen Blick auf mögliche Optionen und zeigen Ihnen unseren Favoriten.
Datenschutzfreundliche Alternativen zu Mailchimp und Hubspot
Während es im Bereich Newsletter-Marketing zahlreiche gute Open Source Lösungen gibt, ist das Feld im Bereich Marketing Automation eher dünn besiedelt. Auf den ersten Blick scheint das Feld der Open Source Lösungen recht gross zu sein. Auf den zweiten Blick stellt sich aber schnell heraus, dass diese unter der Haube alle Mautic nutzen - nur unter einem anderen Namen und einem etwas anderen Skin.
In vielen Fällen werden Newsletter-Marketing (z.B. Mailchimp) und Marketing Automation (z.B. Hubspot) mit einem einzigen Tool betrieben. Dadurch können viele Synergien genutzt werden und aufwendige Schnittstellen werden obsolet. Sollen beide Tools gleichzeitig durch eine datenschutzkonforme und quelloffene Lösung ersetzt werden, empfehlen wir Mautic - sowohl als Newsletter-Lösung als auch als Marketing Automation:
- Mautic ist eine leistungsstarke Open-Source-Software für Marketing Automation, die Unternehmen dabei unterstützt, ihre Online-Marketingstrategien zu verbessern und zu personalisieren. Es bietet eine breite Palette von Funktionen zur Unterstützung von E-Mail-Marketing, Social Media-Marketing, Kampagnenmanagement und mehr. Was Mautic besonders auszeichnet, ist seine Flexibilität und Anpassungsfähigkeit.
- Mautic bietet Funktionen wie Lead-Generierung, Segmentierung und Scoring, Drip-Kampagnen, Landing-Pages und Formulare sowie detaillierte Berichte und Analysen. Dabei bleibt die Benutzerfreundlichkeit nicht auf der Strecke – Mautic bietet eine intuitive Benutzeroberfläche, die es auch Nicht-Technikern ermöglicht, komplexe Marketing-Automationsszenarien zu erstellen und zu verwalten.
- In Bezug auf Datenschutz ermöglicht Mautic, als selbst gehostete Lösung, eine hohe Kontrolle über die gesammelten und verarbeiteten Daten.
Fazit
Während Google Analytics ein mächtiges Werkzeug ist, gibt es viele Alternativen, die sich stärker auf Datenschutz konzentrieren. Und auch bei Mailchimp und Hubspot gibt es valable Alternativen. Die Entscheidung für das richtige Tool hängt von den spezifischen Bedürfnissen und Anforderungen Ihres Unternehmens ab. Wichtig ist jedoch zu bedenken, dass unabhängig vom gewählten Tool immer eine verantwortungsvolle Handhabung der Daten gewährleistet sein muss.
Indem wir datenschutzfreundliche Analyselösungen wählen und korrekt implementieren, können wir dazu beitragen, das Internet zu einem sicheren und privaten Ort für alle zu machen.
Ausblick
Dies ist der dritte Blog-Beitrag unserer Serie zum revidierten Datenschutzgesetz in der Schweiz. Den ersten Beitrag «Revidiertes Datenschutzgesetz in der Schweiz: mehr Schutz und Sicherheit im digitalen Zeitalter» lesen Sie hier. Und den zweiten Beitrag «Verbot von Google Analytics durch die europäischen Datenschutzbehörden» finden Sie hier.
Abgerundet wird die Serie durch kurze Beiträge mit technischem Fokus: Wie binde ich Google-Fonts datenschutzkonform ein? Was bedeutet die DSGVO für die Einbindung von Youtube-Videos? Und weitere Tipps von uns.
(Bild Jason Dent)
Über den Autor Dominic Brander:
Seit über 25 Jahren im Digitalgeschäft tätig. Nie stehen geblieben und immer gedanklich unterwegs. Als ehemaliger Geograph gerne grenzüberschreitend und über den Tellerrand guckend. Interessiert an Themen rund um die Digitalwirtschaft, Bierbrauen, (physische) Reisen und offene Lösungen.